Formaldehyd

Stoffgruppe Aliphatischer (kettenförmiger) Kohlenwassserstoff,
VVOC sind leichtflüchtige organische Verbindungen (very volatile organic compounds)
Formel H-CHO oder CH2O
Eigenschaften farbloses, stechend riechendes Gas,
Geruchsschwelle kleiner als 1ppm,
sehr reaktionsfreudig,
wässrige Lösung ist Formalin (Desinfektionsmittel)
Entstehung Formaldehyd entsteht als Abbauprodukt in der Natur sowie als Produkt einer unvollständigen Verbrennung und ist vor allem in Autoabgasen, besonders aus Ottomotoren ohne Katalysator, und im Tabakrauch sowie in den Fotooxidantien des Sommersmogs in höheren Konzentrationen vorhanden.
Industriell wird es als Grundstoff für Kunststoffe eingesetzt ebenso bei der Holzverarbeitung als Klebstoff bei Sperrholz- und Spanplatten, in der Bauindustrie als Wärmedämmung, in der Textilindustrie zur "Knitterfrei- und Pflegeleicht-Ausrüstung" sowie in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie als Konservierungsmittel. Formaldehyd findet als Desinfektionsmittel Verwendung und ist darüber hinaus in Kosmetika, Körper- und Mundpflegemitteln sowie teilweise in Farben, Lacken und Teppichböden enthalten.
Ausbreitung Formaldehyd ist ein flüchtiger Stoff und gelangt durch kontinuierliche Freisetzung aus Spanplatten und daraus hergestellten Produkten, Teppichböden und Isolierschäumen sowie durch Tabakrauch und Autoabgase an stark befahrenen Strassen in die Innenraumluft. Es galt lange Zeit als "Wohngift Nummer 1" und es wird überwiegend mit der Atemluft in den Körper aufgenommen. Mit dem aus Nahrungsmitteln aufgenommenen Formaldehyd kann der menschliche Körper umgehen, da er selbst diesen Stoff bei natürlichen Umwandlungen im Stoffwechselprozess erzeugt.
Wirkungen Durch seine ausgeprägte biologische Reaktivität verursacht Formaldehyd in hoher Konzentration Reizungen der Schleimhäute, u.U. kann es zu Kontaktallergien kommen und es steht unter begründetem Verdacht, krebserzeugendes Potential zu besitzen sowie erbgutverändernd und fruchtschädigend zu wirken.
Die schädigenden Wirkungen beginnen bereits weit unter der Geruchsschwelle. In vielen Fällen wird der typische Geruch auch überdeckt von anderen Komponenten, die im Zigarettenrauch oder den Autoabgasen enthalten sind.
Formaldehyd führt bei kurzfristiger Exposition bereits bei geringen Konzentrationen zu Reizungen der Augen und Atemorgane: ab 0,01 ppm Reizung der Augen, ab 0,08 ppm Reizung von Augen und Nase und ab 0,5 ppm Reizung der Kehle. Konzentrierte Dämpfe größer 10 ppm können zu schweren Reizzuständen der Schleimhäute führen mit Tränenfluss, Husten und Brennen in Nase und Kehle. Konzentrationen über 30 ppm bewirken toxisches Lungenödem und Lungenentzündung; es besteht Lebensgefahr.
Chronische Wirkungen sind Befindlichkeitsstörungen wie Schlaflosigkeit, Mattigkeit, Antriebsverlust, Appetitmangel oder Nervosität, Augenreizungen und Bindehautentzündungen, Hautreizungen, chronischer Husten, Erkältungen und Bronchitis, Kopfschmerzen,
Depressionen u.a.
Grenzwerte Zur Vermeidung unzumutbarer Belastungen wurde vom Bundesgesundheitsamt ein Innenraumluft-Richtwert für Formaldehyd von 0,1 ppm (0,125 mg/m3) empfohlen. Dieser Richtwert ist Grundlage der Regelungen in der Chemikalien-Verbots-Verordnung-ChemVerbotsV zur Beschränkung der Formaldehydemissionen aus Möbeln, Holzwerkstoffen u.a. Produkten. Im Rahmen der Gefahrstoffverordnung-GefStoffV wurden Regelungen zur Handhabung dieses Stoffes sowie Beschränkungen für die wichtigsten Einsatzgebiete erlassen.
Tendenzen Die Belastung der Innenraumluft mit dem Wohngift ist zurückgegangen, seitdem o.g. Richtwert für Wohn- und Aufenthaltsräume festgesetzt worden ist und die Beschränkungen des Schadstoffgehalts in industriellen Produkten durchgesetzt wurden. Unverändert gefährdet dagegen sind die Raucher und die unfreiwillig mitrauchenden Personen.
Laut Umweltbundesamt fielen die Emissionen an flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (engl. Non Methane Volatile Organic Compounds - kurz NMVOC) zwischen 1990 und 2016 um 69 Prozent. Die unter den Industrieprozessen berichtete Lösemittelverwendung macht seit Mitte der 1990er-Jahre den Großteil der deutschen NMVOC-Emissionen aus, die technisch bedingt stark rückläufigen Emissionen des Verkehrs verloren über die Jahre immer mehr an Bedeutung. Siehe dazu auch Umweltbundesamt "Emission flüchtiger organischer Verbindungen ohne Methan (NMVOC), Entwicklung seit 1990".
Links Umweltbundesamt Formaldehyd

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